04.06.2025 Lob der Identitätspolitik, Kolloquium mit Dr. Karsten Schubert
Lob der Identitätspolitik
Kolloquium - Dr. Karsten Schubert (HU Berlin)
Mittwoch, 04.06.2025
10 – 12 c.t.
Online per Zoom
Identitätspolitik gefährdet die Demokratie – das ist die in immer neuen Varianten wiederholte Kernbotschaft der Debatten über jenen Politikstil, der sich gegen Diskriminierung wendet, aber angeblich in der Sackgasse des Stammesdenkens landet. Gegen diesen kritischen Chor legt Karsten Schubert nun die erste grundsätzliche Verteidigung der Identitätspolitik in Buchform vor („Lob der Identitätspolitik“, C.H. Beck 2024). Seine zentrale Einsicht ist klar: Für die laufende Verbesserung unserer Demokratie ist Identitätspolitik unverzichtbar: Sie deckt reale Diskriminierungsverhältnisse auf und macht darauf bezogene Forderungen artikulierbar. Sie versorgt den demokratischen Prozess mit einem Wissen um seine Defizite, die ansonsten verborgen bleiben. Bedroht das unsere Freiheit? Werden dadurch Menschen auf einen starren Identitätskern reduziert? Werden universalistische Werte zerstört? Nein, argumentiert Schubert. Der eigentliche Zweck der Identitätspolitik besteht darin, das universalistische Versprechen der Demokratie – Gleichheit und Freiheit für alle – zu konkretisieren und besser zu verwirklichen. Das heißt selbstredend nicht, dass alles, was als Identitätspolitik daherkommt, auch gut für die Demokratie ist. Schuberts Anliegen besteht vielmehr darin, die Debatte aus dem erkenntnisarmen Kulturkampf herauszuführen und sie auf eine neue, demokratietheoretisch fundierte Ebene zu heben.
In dem Kolloquium wird es Gelegenheit geben, Karsten Schuberts Analyse aus der Perspektive sozialwissenschaftlicher Diversitätsforschung zu diskutieren.
Alle sozialwissenschaftlich Interessierten sind herzlich eingeladen.
Für eine Online-Teilnahme nutzen Sie bitte das Anmeldeformular auf der Webseite des
Instituts für Diversitätsforschung.
Kurzbiographie:
Dr. Karsten Schubert ist assoziierter Forscher am Lehrbereich Politische Theorie der Humboldt-Universität zu Berlin. Frühere Stationen waren unter anderem die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (wissenschaftlicher Mitarbeiter/geschäftsführender Assistent am Seminar für Wissenschaftliche Politik, Professur für Politische Theorie, Philosophie und Ideengeschichte), die Bremen International Graduate School of Social Sciences und die Universität Duisburg-Essen. Er hatte Fellowships am Freiburg Institute of Advanced Studies, am Weizenbaum Institut Berlin und am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld. For-schungsgebiete sind u.a. liberale und radikale Demokratie, Identitätspolitik, Autoritarismus, Wissenschaftsfreiheit, queere und schwule Theorie, sowie Michel Foucault. Promoviert wurde Karsten Schubert 2017 an der Universität Leipzig mit einer philosophischen Arbeit über „Freiheit als Kritik. Die sozialphilosophische Debatte um Freiheit bei Foucault“.
Anmeldeformular: Kolloquium mit Karsten Schubert