Was man über Gebärdensprachen wissen sollte


Hier sind einige allgemeine Informationen gebündelt, die man über Gebärdensprachen wissen sollte. Wie bereits erwähnt sind Gebärdensprachen nicht international und auch keine künstlichen Sprachen wie beispielsweise Esperanto. Jedes Land hat eine eigene natürlich entstandene Gebärdensprache und es gibt viele Dialekte in Gebärdensprachen. Die verschiedenen Gebärdensprachen haben ein sehr unterschiedliches Vokabular und jeweils eine eigene grammatische Struktur.

Da sie die natürlichen Sprachen von tauben Menschen sind, die fast immer eine Minderheit in der Gesellschaft darstellen, haben Gebärdensprachen eine besondere kulturelle Funktion. Die Ausdrucksvielfalt von Gebärdensprachen steht dabei anderen Sprachen in nichts nach.

Eine bedeutende Rolle spielt die Simultaneität, also die Möglichkeit über verschiedene Artikulatoren wie Hände, Oberkörper, Kopf und Gesicht sprachliche Informationen gleichzeitig auszudrücken. Über diese Gleichzeitigkeit wird die langsamere Produktionszeit aufgrund der größeren Artikulatoren im Raum von Gebärden gegenüber der Lautsprache bereits auf der Satzebene kompensiert.

Gebärdensprachen sind essentiell für den Spracherwerb tauber Kinder! Der Erwerb einer Gebärdensprache als Erstsprache fördert den Erwerb von Zweitsprachen wie der deutschen Schriftsprache und ermöglicht den Zugang zu anderen Wissensbereichen auf hohem Niveau. Eine bimodal-bilinguale Erziehung und Schulförderung ist daher die beste Bildungsgrundlage für optimale Leistungen und Zukunftschancen tauber Kinder.

Gebärdensprachen sind faszinierende Sprachen in einer anderen Modalität. Gebärdensprachkurse mit tauben Dozenten/innen sind in jeder Hinsicht ein bereicherndes Erlebnis. Gebärdensprachen erlauben uns einen Blick in das kognitive System des Menschen im Allgemeinen und eröffnen uns den Zugang zu einer reichen Kultur und Kommunikationsform.

Für weitere spannende Einblicke in Gebärdensprachen mit Fokus auf der DGS empfehlen wir das bimodale Buch "100 Fragen und Antworten rund um die Deutsche Gebärdensprache (DGS)" von Thomas Finkbeiner, Nina-Kristin Meister und Liona Paulus. Das Buch ist in deutscher Schriftsprache leicht verständlich verfasst und über QR-Codes und Internetlinks ist der komplette Inhalt des Buches in DGS abrufbar. Alle Inhalte werden durch zahlreiche Gebärdenbeispiele in Form von Fotos und Videos ergänzt. Für die barrierefreie Zugänglichkeit sind alle DGS-Beispielvideos mit Untertiteln versehen. Weitere Informationen und eine Leseprobe sind hier abrufbar.