Kunstwerk des Monats März
02. März 2025
Max Slevogt: Selbstbildnis (Radierung, 1922)
Vorgestellt von
Max Slevogt (1868 Landshut – 1932 Leinsweiler-Neukastel) zählt neben Max Liebermann und Lovis Corinth zum „Dreigestirn des deutschen Impressionismus“. Ähnlich wie seine beiden Kollegen hat sich Slevogt außerordentlich oft selbst dargestellt. Den ersten zeichnerischen Versuchen in der Jugendzeit folgten im Laufe seines Lebens 54 in Öl gemalte Selbstbildnisse. Ebenso malte er sich in Pastellkreide und in Aquarellfarben. Im Medium der Druckgraphik gesellte sich eine Vielzahl zunächst lithographierter, später radierter Selbstbildnisse hinzu. Diese große Zahl sollte aber nicht als Narzissmus gedeutet werden. Als kostengünstiges und immer verfügbares Modell nutzte Slevogt die eigene Person, um die menschliche Physiognomie zu studieren.
Die Göttinger Radierung von 1922 entstand im Alter von 54 Jahren, zehn Jahre vor seinem Tod. Sie kann daher schon dem Alterswerk zugerechnet werden. Wie meistens stellt sich Slevogt im Brustbildnis dar. Er vermeidet die Ganzkörperdarstellung, weil er klein und füllig war. Allerdings kann er sich auf diese Weise nicht im Künstlerhabitus mit Pinsel und Palette zeigen. Stattdessen rücken die Physiognomie und psychologische Befindlichkeit Slevogts in den Vordergrund. Vom Publikum längst anerkannt, ist nicht mehr, wie auf früheren Selbstbildnissen, der Maler gemeint, sondern der Mensch.
Slevogt präsentiert sich mit dem vielzitierten genialischen „Löwenhaupt“. Haarschopf und Bart in struppigem Weiß-Grau, ist der Blick des leicht zur Seite gedrehten Kopfes nach innen gerichtet. Mit seiner zerfurchten Stirn wirkt er gesetzt und ernst. Der schmalrandige Zwicker, den er auf seiner Nase trägt, ist kaum zu erkennen. Er rahmt die melancholisch und nachdenklich dreinblickenden dunklen Augen.
Max Slevogt betätigte sich als Maler, Graphiker, Illustrator und Bühnenbildner. 1884-89 studierte er an der Münchner Kunstakademie, 1889 für ein Semester an der Académie Julian in Paris. Danach arbeitete er als freischaffender Künstler in München. 1901 Wechsel nach Berlin, dort Mitglied der „Berliner Secession“. Er stirbt nach einem Herzanfall kurz vor seinem 64. Geburtstag auf seinem Landgut in der Pfalz.
Rudolf Krüger M.A.