Hallo 😊 Wie heißt du und in welchem Semester studierst du Skandinavistik?
Hallo, ich bin Janne und das Auslandssemester war mein fünftes Skandi-Semester.
In welcher Stadt bzw. an welcher Uni warst du und wie hat es dir dort gefallen?
Ich habe mein Auslandssemester in Växjö verbracht, einer (nach schwedischen Maßstäben) gar nicht mal so kleinen Stadt im Süden des Landes. Dort war ich an der Linnéuniversitet, die neben Växjö auch einen zweiten Standort in Kalmar hat. Zusammengenommen zählt sie sogar zu den größten Universitäten Schwedens. Trotzdem sind sowohl Stadt als auch Uni im Vergleich zu Göttingen ein gutes Stück kleiner.
Die Universitätsgebäude und Wohnheime befinden sich gebündelt auf dem Campus südlich der Stadt. Im Grunde lebt also die gesamte Studierendenschaft Växjös an einem Ort. Dadurch ist es einerseits sehr einfach, neue Leute kennenzulernen und an Veranstaltungen oder studentischen Vereinen teilzunehmen, weil eben alles direkt vor der Tür liegt. Andererseits verleitet es ggf. dazu, sich fast ausschließlich auf dem Campus aufzuhalten und die Stadt selbst oder die Umgebung kaum zu entdecken.
Die Uni hat sich viel und gelungen Mühe gegeben, die Internationals willkommen zu heißen; von den Einführungsveranstaltungen und Hilfsangeboten über Study-Buddies bis zum Programm von ESN. Auch die Kommunikation war wirklich sehr gut! Es war leicht Ansprechpersonen zu finden, ob online oder dann vor Ort, und ich habe schnell freundliche und hilfreiche Antworten bekommen. Wie so oft gibt es aber auch hier die klassische Trennung zwischen internationalen und schwedischen Studierenden, nicht zuletzt, weil es gar nicht so leicht ist, an schwedisch-sprachigen Veranstaltungen außerhalb der eigens gewählten Kurse teilzunehmen.
Die Stadt selber hat einen niedlichen kleinen Kern, in dem man alles findet, was man braucht: Einkaufsmöglichkeiten, Kinos, ein Theater, Cafés und Bars. Dort erschrecken manchmal nicht nur die Preise, sondern auch frühe Schließzeiten (jedenfalls im Winter). Und anders als in Göttingen ist die Innenstadt nicht immer sehr belebt. Das liegt vielleicht an der Rückzugstendenz der Schweden im Winter, oder daran, dass viele Studierende eben einfach auf dem Campus bleiben.
An Växjö hat mir besonders gefallen, dass man nie länger als 10 Minuten vom nächsten See oder Wald entfernt ist (auch von der Innenstadt aus) und man hervorragend spazieren, laufen, grillen etc. kann. Und überhaupt ist die Umgebung Smålands einfach wunderschön!
Warum hast du dich für diese Uni/Stadt entschieden?
Ich hatte die Wahl zwischen Växjö und Umeå und bin mir sicher, dass man mit beiden Optionen nichts falsch machen kann 😊. Letztlich gab ein praktischer Aspekt den Ausschlag für mich: In Umeå hätte ich nur Online-Seminare belegen können. Da es mir aber wichtig war, Veranstaltungen vor Ort zu besuchen, habe ich mich für Växjö entschieden. (Das ist übrigens kein grundsätzliches Problem mit Umeå, hat sich aber für meine persönliche Kurs-Auswahl so ergeben).
Welche Kurse/Vorlesungen/Seminare hast du denn so gewählt und wie gefielen sie dir?
Tatsächlich habe ich nur einen Sprachkurs belegt (á 30-Credits), der in vier aufeinanderfolgende Module unterteilt war: mündliche Kompetenz, sprachlicher Aufbau, Literatur und schriftliche Kompetenz. Jeder dieser inhaltlichen Schwerpunkte wurde für einige Wochen intensiv behandelt und jeweils mit einer Prüfung abgeschlossen. So konnte man sich ganz auf ein Thema konzentrieren, bevor es mit dem nächsten weiterging. Der Kurs hat sich aus wöchentlichen Seminaren (meist 1–3 Sitzungen à 2–4 Stunden), Gruppenaufgaben und Selbststudienzeit zusammengesetzt. Insgesamt waren wir also sehr frei in unserer Zeiteinteilung.
Wie sieht es mit deinen Sprachkenntnissen aus? Konntest du sie im Alltag anwenden, haben sie sich verbessert?
Auf jeden Fall! Allein die Tatsache, dass man ständig von der Zielsprache umgeben ist, sei es durch Schilder, Plakate oder Gespräche auf der Straße, hat bereits einen Einfluss. Wenn man sich dann darum bemüht, auch im Alltag konsequent Schwedisch zu sprechen, dann macht das auf Dauer definitiv einen Unterschied. Je nach Kurswahl kommen dann noch Uni-Veranstaltungen hinzu und im besten Fall auch ein soziales Umfeld, in dem man die Sprache regelmäßig anwenden kann.
Dennoch musste ich feststellen, dass ein Semester doch ein wenig knapp ist, um das Sprachlevel zu erreichen, welches man sich anfangs vielleicht erhofft hat.
Wie hast du deine Freizeit verbracht?
Anfangs habe ich v.a. an Studierenden-Events von der Uni teilgenommen, um Anschluss zu finden. Es gibt viele Angebote wie Ausflüge ins Umland, Klimatstudenterna, die Crafts- oder Board-Game-Night. Diese wurden vor allem von Internationals angenommen. Die schwedischen Studierenden haben ihre Nationer und Associationer, in denen vor allem Partys veranstaltet werden. Das kann ganz lustig sein, und v.a. lernt man so schwedische Studierende kennen, aber richtig spannend fand ich das nicht unbedingt. Auch die Stadt hat ein schönes Kulturangebot: das Mono bspw. ist ein kleiner Plattenladen und gleichzeitig Café/ Bar, wo eigentlich jeden Freitag/ Samstag lokale Musikgruppen aus allen Genres auftreten, ähnlich das Café De Luxe. Beide kann ich sehr empfehlen! Oder nygatan 6, dort wird regelmäßig der Nyfiken Måndag angeboten, wo junge Musiker*innen (oft Musik-Studierende aus dem Ort) auftreten dürfen.
Sonst bin ich natürlich viel in der Natur gewesen, gerne auch in weiter außerhalb liegenden Nationalparks (sofern ich jemanden mit Auto finden konnte, der mitkommen wollte). Und soweit es Stundenplan und Geldbeutel erlaubt haben, habe ich viele andere Städte innerhalb des Landes besucht.
Gibt es etwas in Bezug auf deine ERASMUS-Erfahrung, das dir nicht so gefallen hat/das du gerne geändert hättest?
Der Papierkram im Voraus kann schon furchtbar aufwendig sein, was sich auch bei jedem individuell anders gestaltet. Aber ich gehe davon aus, dass das nicht ganz zu vermeiden ist. Es verflechten sich ja viele unterschiedliche, und bei jedem eben andere, bürokratische Systeme, sodass sich das wohl nicht so leicht ändern lässt.
Was würdest du Skandis, die sich überlegen, mit ERASMUS ins Ausland zu gehen, mitgeben (Geheimtipps, Hinweise zur Organisation, Life Hacks etc.)?
Natürlich ist es sinnvoll, sich so früh wie möglich um eine Unterkunft zu kümmern. Besonders empfehlen kann ich die Wohnheim-Organisationen auf dem Campus, worüber die Uni auch auf ihrer Website und in den vorbereitenden E-Mails informiert. So habe ich sehr unkompliziert eine 1-Zimmer-Wohnung bekommen, mit der ich auch zufrieden war. Wer nicht auf dem Campus leben möchte, muss sich ein wenig mehr Mühe geben. Damit habe ich selber keine Erfahrungen gemacht, es haben aber Freund*innen in der Stadt gelebt. Möglich ist das also auch 😊.
Sonst rate ich dazu, sich gleich eine „Kranken-Personennummer“ bei der zuständigen Vårdcentral geben zu lassen (also einfach mal vorbei gehen und an der Rezeption mit Personalausweis und EU-Gesundheitskarte darum bitten). Denn im Krankheitsfall bekommt man nur einen Termin (telefonisch) unter Angabe dieser Nummer. Das selbstständig herauszufinden hat mich leider einiges an Nerven und Zeit gekostet.
Und wer vor Ort die Chance nutzen und sich mit schwedischen Büchern eindecken möchte (so wie ich), der kriegt richtig gute Bücher in Second-Hand-Shops quasi geschenkt!
Tack så mycket für deine Zeit und die vielen Eindrücke!