Vorlesungsreihe "Nachhaltige Entwicklung" Sommersemester 2025

Jeden Montag im Semester ab 18.15 Uhr, ZHG010

Die Universität Göttingen bietet Studierenden aller Fachrichtungen mit der neuen fakultätsübergreifenden Vorlesungsreihe „Nachhaltige Entwicklung“ auch im Sommersemester 2025 die Gelegenheit, sich mit Nachhaltigkeit und Nachhaltiger Entwicklung intensiv auseinanderzusetzen. Jede Vorlesung wird dabei von zwei Lehrenden aus unterschiedlichen Fakultäten gehalten.

Durch die gewählte interdisziplinäre Ausrichtung erhalten Sie als Studierende der Universität Göttingen die Chance, nicht nur den grundlegenden Ansatz und Beitrag verschiedener Forschungsdisziplinen zur nachhaltigen Entwicklung zu verstehen, sondern auch Zusammenhänge und Unterschiede zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen gesellschaftsrelevanter Nachhaltigkeitsfragen zu erkunden. Sie lernen, Wissen und Erkenntnisse aus unterschiedlichen Fachrichtungen zu integrieren, um komplexe Themen kritisch zu hinterfragen. Die Vorlesungsreihe soll zudem Ihr Verständnis für die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit und die Berücksichtigung verschiedener Perspektiven in der Nachhaltigkeitsforschung fördern. Darüber hinaus sollen Sie ermutigt werden, aktiv an interdisziplinären Diskussionen teilzunehmen, Ihre Ideen zu verteidigen und Ihre Ansichten zu erklären. Die erworbenen disziplinären und interdisziplinären Kenntnisse und Perspektiven sollen Ihnen als Grundlage dienen, sich in gesellschaftliche Diskussionen und Projekte zum Wohle der Allgemeinheit einzubringen.

Das Modul können Sie bei bestandener Prüfung im Bereich der Schlüsselkompetenzen mit 3 ECTS anrechnen lassen. Sie können sich zu dieser Veranstaltung über StudIP anmelden (Veranstaltungsnummer 700664).





Sofern nicht anders gekennzeichnet, findet die Vorlesungsreihe jeden Montag im Semester
ab 18.15 Uhr im ZHG010 statt.

Datum Referent*innen Thema
14.04. Dr. Simone Pfeiffer, Campus-Zentrum für Biodiversität und Nachhaltige Landnutzung Get to know each other: Modulwegweiser und gemeinsames Arbeiten
22.04. Prof. Dr. Arnd Reitemeier, Philosophische Fakultät Von Sachsen in die Welt? Der Begriff der Nachhaltigkeit und seine Geschichte

Der Begriff der Nachhaltigkeit hat im 20. Jahrhundert einen enormen Aufschwung erfahren - aber auch eine tiefgreifende Bedeutungsverschiebung. Aus nachvollziehbaren Gründen beanspruchen die Forstwissenschaften die "Erfindung" des Begriffs der Nachhaltigkeit, doch tatsächlich entstand er im 18. Jahrhundert in der Ökonomie und den Montanwissenschaften. Von hier aus - und dem Harz kam dabei eine wichtige Bedeutung zu - trat der Begriff seinen Siegeszug an. So steht am Anfang der Vorlesungsreihe ein Rückblick auf den Begriff der "Nachhaltigkeit" und seine Definition - umso mehr als dann die Übersetzung ins Englische ("sustainability") inhaltliche Verschiebungen bewirkte. Politische Klarheit wurde (halbwegs) erst 1987 durch die World Commission on Environment and Development der Vereinten Nationen erzielt - nun wurde "Nachhaltigkeit" ein globaler Begriff, mit der Folge einer enormen diskursiven Ausweitung. Die Frage, ob diese Ausweitung den Herausforderungen des Anthropozäns gerecht wird oder eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs notwendig erscheint, wird zur Diskussion im Plenum überleiten.

Bitte beachten: Diese Vorlesung findet ausnahmsweise an einem Dienstag statt.
28.04. Dr. Matthias Deicke, Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
Bewohner*innen der Halligen
Nachhaltiger Küstenschutz bei steigendem Meeresspiegel

Die menschgemachte Klimaerwärmung und der daraus resultierende Meeresspiegelanstieg bedrohen Küstenregionen weltweit. Während der Anstieg im 20. Jahrhunderts noch bei ca. 1.5 mm/a lag, erhöhte sich diese Rate mittlerweile auf über 4 mm/a in der letzten Dekade. Auf Grönland und in der Antarktis steht das Überschreiten von Kipppunkten unmittelbar bevor, sodass in wenigen Jahrzehnten mit einer verstärkten Eisschmelze und mit einem Meeresspiegelanstieg von mehr als 1cm pro Jahr gerechnet werden muss. Küstenschutz, wie er in seiner bisherigen Form umgesetzt wurde, ist in der Lage einzelne Sturmfluten abzuwehren, bietet aber bei einem steigenden Meeresspiegel langfristig keinen nachhaltigen Schutz. Die Inselgruppe der Halligen liegt ungeschützt vor der Nordseeküste. Stürme führen regelmäßig zu Überflutungen, die Sedimente auf die Halligoberfläche spülen und somit ein natürliches Oberflächenwachstum erzeugen. Langjährige Messreihen zeigen, dass dieser Prozess das Potential besitzt, den klimawandelbedingten Meeresspiegelanstieg zu kompensieren. Gemeinsam mit den Halligbewohner*innen wurden naturnahe Methoden entwickelt und in Versuchsfeldern vor Ort getestet, die dieses Oberflächenwachstum deutlich steigern. Somit können die Halligen als Modellregionen für einen kostengünstigen und nachhaltigen Küstenschutz für Küstenniederungen weltweit herangezogen werden.

05.05. Prof. Dr. Dorothea Bahns, Fakultät für Mathematik und Informatik
Prof. Dr. Alexander Knohl, Fak. für Forstwissenschaften und Waldökologie
Von Modellen und Gleichungen - wie viel Mathematik steckt in der Klimaforschung?

Der Klimawandel ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen für heutige und zukünftige Generationen. Aufgrund der Forschung der vergangenen Jahrzehnte wissen wir bereits, dass der Klimawandel real ist und größtenteils auf den Menschen zurückzuführen ist. Aktuelle Forschungsfragen befassen sich nun damit, ob konkrete klimatische Extremereignisse, wie die Trockenheit im Jahr 2018 in Deutschland auf den Klimawandel zurückgeführt werden können (‚Attribution‘) und wie sich das Klima in Zukunft entwickelt (‚Projektion‘). Diese Fragen können nur durch Modelle, sogenannte Erdsystemmodelle, beantwortet werden. Erdsystemmodelle sind mathematisch-physikalische Abbildungen der Prozesse im Erdsystem und umfassen die Atmosphäre, Biosphäre und Hydrosphäre. Sie erlauben die Projektion von Zukunftsszenarien und geben damit die Möglichkeit, Leitlinien für zukünftige Entwicklungspfade zu entwickeln. In der Vorlesung „Von Modellen und Gleichungen - wie viel Mathematik steckt in der Klimaforschung?“ stellen Prof. Alexander Knohl (Abt. Bioklimatologie, Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie) und Prof. Dorothea Bahns (Mathematisches Institut, Fakultät für Mathematik und Informatik) den aktuellen Stand der Klimaforschung dar und zeigen exemplarisch mathematische Ansätze, die in Erdsystemmodellen verwendet werden.

12.05. Prof. Dr. Peter Kuhlmann, Seminar für Klassische Philologie
Dr. Sabina Eggert, ZEWIL
Learning for the Future: Bildung für nachhaltige Entwicklung vom Lehramtsstudium in die Schulpraxis. Wie kann das gelingen?

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist seit dem ersten Erdgipfel in Rio de Janeiro 1992 als ein zentrales Ziel für die Bewältigung der Schlüsselprobleme unseres Planeten in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Seitdem wird die Forderung nach hochwertiger Bildung auf allen Folgegipfeln und Aktionsprogrammen formuliert und ist als SDG4 in den Nachhaltigkeitszielen der UN verankert.
Im deutschsprachigen Raum hat sich BNE schon vor ca. 20 Jahren mit dem Konzept der Gestaltungskompetenz im pädagogischen und fachdidaktischen Diskurs etabliert. Seitdem werden Themen zu Nachhaltigkeit und BNE in der Schule über verschiedenste Unterrichtsentwicklungsprojekte implementiert, stehen aber weiterhin vor großen Herausforderungen. Mit dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung (KMK-BMZ, 2016) und dem BNE-Erlass für Niedersachsen von 2021 existieren Rahmenpapiere, an denen sich Schulen orientieren. Auf internationaler Ebene existieren korrespondierende Vorgaben im Zusammenhang mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.
Somit sollte BNE als Querschnittsaufgabe auch bereits integraler Bestandteil der Lehrer:innenbildung in der universitären Ausbildungsphase sein. Aus konzeptioneller Sicht stellt sich zunächst die Frage, welche BNE-Kompetenzen angehende Lehrer:innen bereits haben bzw. erlangen müssen, um dann im späteren Beruf diese Kompetenzen auch bei ihren Schüler:innen zielorientiert und effizient zu fördern.
Im Vortrag werden zunächst verschiedene Ansätze für die Integration von BNE in die universitäre Lehrer:innenbildung, darunter auch an der Universität Göttingen, vorgestellt. Anschließend werden verschiedene Projekte vorgestellt, die BNE in Schule und Unterricht umsetzen.

19.05. Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger, Juristische Fakultät
Prof. Dr. Simon Fink, Sozialwissenschaftliche Fakultät
Öffentlichkeitsbeteiligung an umwelt- und klimarelevanten Entscheidungen

Die große Transformation erfordert eine breite gesellschaftliche Basis und Akzeptanz. Die Einbindung von Bürger*innen in umwelt- und klimarelevante Entscheidungsverfahren kann einen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanzsteigerung leisten. Sie gewinnt eine immer größere Bedeutung auf den verschiedenen politischen und rechtlichen Ebenen (international, europäisch, national, regional) sowie als Untersuchungsgegenstand der Politik- und Rechtswissenschaft.
Es ist vor diesem Hintergrund höchste Zeit, bei der wissenschaftlichen Analyse des Instruments der Öffentlichkeitsbeteiligung (auch „Bürger*innenbeteiligung“) die eigentlichen Adressat*innen zu Wort kommen zu lassen und aus ihrer Perspektive zu lernen. Ziel unseres interdisziplinären, vom MWK im Programm „Zukunftsdiskurse“ geförderten Forschungsprojekts „Politik und Recht erleben, Zukunft mitgestalten – Potenziale und Grenzen der Bürger*innenbeteiligung bei der Klimawende“ war es daher, methodisch neue Wege zu gehen und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Öffentlichkeitsbeteiligung unter Beteiligung von Bürger*innen gewissermaßen im Praxistest zu generieren. Kern des Projekts war es, Bürger*innen im Rahmen von Simulationen die spezifischen Problemlösungsstrategien, Vorteile und Probleme von Politik und Recht erleben zu lassen. Sie verhandelten als Minister im Rat der Europäischen Union die Europäische Lastenteilungsverordnung und simulierten die Gerichtsverhandlung zu einer Klage gegen ein Windkraftrad. Auf der Grundlage der Erfahrungen der Teilnehmer*innen haben wir gemeinsam mit ihnen Impulse für Wissenschaft und Praxis entwickelt.
In der Vorlesung würden wir zunächst einen Überblick über den rechtlichen Rahmen zur Öffentlichkeitsbeteiligung geben sowie das Instrument in seiner praktischen Anwendung und Bedeutung vorstellen. Anschließend würden wir unser Zukunftsdiskurse-Projekt und die Projektergebnisse vorstellen.

26.05. Prof. Dr. Philipp Vana, Fakultät für Chemie
Prof. Dr. Kai Zhang, Fak. für Forstwissenschaften und Waldökologie
Neue Materialien für eine nachhaltige Zukunft: Chemie und Natur im Zusammenspiel

Die Entwicklung nachhaltiger Materialien ist ein zentrales Thema moderner Forschung, um den globalen Herausforderungen wie Ressourcenknappheit und Umweltbelastungen zu begegnen. In dieser Vorlesung werden innovative Materialkonzepte vorgestellt, die auf der Synergie von Chemie und Natur basieren. Ein besonderer Fokus liegt auf Hydroplastik und hydroadaptivem Plastik aus Cellulose, die durch ihre Feuchtigkeitsreaktivität neue Anwendungsmöglichkeiten in der Materialwissenschaft eröffnen. Darüber hinaus wird ein Bindemittel aus Lignin und Cellulose vorgestellt, das als nachhaltige Alternative zu petrochemischen Klebstoffen dient. Zudem werden Energiematerialien aus Holz, Stärke und deren Komponenten diskutiert, die durch Wasseradsorption/-desorption, osmotische Prozesse oder starke Sonnenlichtreflexion energieeffiziente Lösungen bieten. Biomimetische Polymere, die natürliche Vorbilder nachahmen, sowie Polymere aus nachwachsenden Rohstoffen werden als Schlüsseltechnologien für eine kreislauforientierte Wirtschaft hervorgehoben. Weiterhin werden Strategien zum Abbau und Recycling von Polymeren sowie die Entwicklung von Nanokompositen aus synthetischen und natürlichen Polymeren erläutert, die eine verbesserte Performance bei reduziertem ökologischen Fußabdruck ermöglichen. Diese Materialinnovationen verdeutlichen das Potenzial einer nachhaltigen Zukunft, in der Chemie und Natur harmonisch zusammenwirken, um ressourcenschonende und umweltfreundliche Lösungen zu schaffen.

02.06. Prof. Dr. Stefan Scheu, Fakultät für Biologie und Psychologie
Dr. Jana Juhrbandt, Fakultät für Agrarwissenschaften
Ölpalmenlandschaften in Indonesien: Folgen der Entwaldung und Wege zu einer nachhaltigeren Landnutzung

Seit 2012 untersucht ein Konsortium bestehend aus Forschern der Universität Göttingen, der IPB Universität Bogor, der Universität Jambi und der Tadulako Universität Palu in Indonesien die ökologischen und sozioökonomischen Funktionen von Transformationssystemen tropischer Tieflandregenwälder in Sumatra, Indonesien im Rahmen des integrativen Forschungsprojektes CRC990/EFForTS (finanziert durch die DFG). Es wurden Versuchsflächen in einem replizierten Design eingerichtet, um Transformationsprozesse im Zusammenhang mit der Umwandlung von Regenwald in Dschungel-Kautschuk-Agroforst, Kautschuk- und Ölpalmen-Monokulturen zu analysieren. Der Vortrag gibt einen Überblick über den Aufbau, die Herausforderungen und die Ergebnisse des Projekts. Anschließend wird der Schwerpunkt auf die Struktur und Funktionsweise des ober- und unterirdischen Nahrungsnetzes gelegt, wobei die Veränderungen im Zusammenhang mit der Umwandlung von Regenwald in Monokulturen von Kautschuk- und Ölpalmenplantagen hervorgehoben werden.

10.06. Amelie Moeller, Referat für Nachhaltige Entwicklung, Stadt Göttingen
Leon-Fabian Caspari, Referat für Nachhaltige Entwicklung, Stadt Göttingen
Klimafolgen und Klimaanpassung in Göttingen

Hitze, Trockenheit und Starkregen - die Gefahren des Klimawandels sind auch in Göttingen angekommen und werden in Zukunft weiter zunehmen. So wurden die fünf heißesten Tage in Göttingen seit 1881 alle in den letzten zehn Jahren gemessen. Die Klimafolgen haben Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Stadt, die Sicherung der Infrastruktur und das Zusammenleben insgesamt. Die Vorlesung zeigt, welche Klimafolgen auf Göttingen zukommen können. Insbesondere welche Hitze- und Starkregen-Hotspots im Göttinger Stadtgebiet bereits identifiziert werden konnten. Die Vorlesung geht auch darauf ein, wie die Stadt Maßnahmen zur Anpassung ergreift und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Klimaanpassung ist eine Querschnittsaufgabe, die viele gesellschaftliche und organisatorische Bereiche umfasst und daher die transdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure erfordert.

Bitte beachten: Diese Vorlesung findet ausnahmsweise an einem Dienstag statt.
16.06. Dr. Bernd Leiss, Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
Dr. Carlo Dietl, Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung
Kernenergie: Klimaneutral und nachhaltig über die ganze Brennstoffkette?

Der in Deutschland beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie wird seitens der Politik regelmäßig in Zweifel gezogen und eine Renaissance der Atomkraft in der Bundesrepublik gefordert. Dabei wird auf die Klimaneutralität und Nachhaltigkeit dieser Energieform sowie auf deren angeblich bedeutenden Einsatz im globalen Maßstab verwiesen. Bei einer systemisch ökonomischen und ökologischen Gesamtbilanzierungen der Kernenergie muss jedoch die gesamte Brennstoffkette vom Uranbergbau und seinen Folgen über den Kraftwerksbetrieb mit seinen Risiken bis hin zur Endlagerung der nuklearen Hinterlassenschaften mit allen Ungewissheiten betrachtet werden. In dieser Vorlesung fokussieren wir uns aus der Sicht der Geowissenschaften auf Fragen der Sicherheit, der Kosten und der zeitlichen Perspektive der Nuklearwirtschaft von der Gewinnung des Rohstoffes bis hin zur Endlagerung. In diesem Kontext diskutieren wir, welche Bedeutung der bundesdeutsche Atomausstieg und die deutsche Endlagerstrategie für eine nachhaltige Energieversorgung im nationalen und im europäischen Rahmen haben.

23.06. Prof. Dr. Achim Spiller, Fakultät für Agrarwissenschaften
Dr. Sarah Iweala, Fakultät für Agrarwissenschaften
Beyond Meat and Milk: Fleisch- und Milchalternativen als Weg zu einer nachhaltigeren Ernährung?

Unsere Ernährung hinterlässt Spuren – bei Gesundheit, Umwelt, Klima und Tierwohl. Besonders der Konsum tierischer Erzeugnisse spielt eine zentrale Rolle: Laut Welternährungsorganisation der UN ist die Nutztierhaltung für rund die Hälfte aller Emissionen in der Lebensmittelerzeugung und etwa 12 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zudem steht der Verzehr von verarbeitetem Fleisch und Wurstwaren in direktem Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen. Zugleich ist der Konsum tierischer Lebensmittel tief in unseren kulturellen und kulinarischen Gewohnheiten verankert; Tierhaltung auf der Weide fördert Biodiversität.
In dieser Spannungswelt gewinnen Alternativen zunehmend an Bedeutung. Neben pflanzenbasierten Innovationen von Unternehmen wie Beyond Meat, Oatly oder Rügenwalder Mühle treten auch biotechnologische Lösungen in den Fokus. Diese reichen von Fleisch als Zellkultur bis hin zu fermentationsbasierten Zutaten, bei denen Mikroorganismen als „Bioreaktoren“ dienen, um Proteine oder andere Inhaltsstoffe herzustellen. Sie versprechen eine nachhaltigere Option, die problemlos in bestehende Essgewohnheiten integriert werden kann und möglicherweise die Tierhaltung überflüssig macht. Kritische Stimmen weisen jedoch auf den hohen Verarbeitungsgrad von Alternativprodukten und den hohen Energiebedarf von biotechnologischen Herstellungsverfahren hin.
Die Vorlesung beleuchtet all diese Aspekte, um einen ganzheitlichen Blick auf das Potenzial von Alternativprodukten zu werfen.

30.06. Prof. Dr. Inga Moeck,
Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
Prof. Dr. Kilian Bizer,
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Klimaschutz im Wärmesektor: Interdisziplinäre Potenzialabschätzung für Geothermie

Die Bundesrepublik Deutschland erreicht ihr Ziel der Kohlendioxidneutralität bis 2045 nur, wenn der Wärmebedarf aus regenerativen Quellen gedeckt wird. Als erneuerbare Wärmequelle mit Grundlastfähigkeit ist die Geothermie - die natürlich vorkommende Wärme im Erdreich - prädestiniert, weil sie vielfältige geologische Potenziale aus verschiedenen Tiefenstufen mit unterschiedlichen Technologien nutzbar macht. Die Erdwärme steht unabhängig von Tages- oder Jahreszeit gleichmäßig zur Verfügung, weshalb erdgekoppelte Wärmepumpen gerade im Winter mehr Wärme bei geringerem Stromverbrauch liefern als luftgekoppelte Wärmepumpen. Allerdings fällt das geothermische Potenzial je nach geologischer Beschaffenheit des Untergrunds in Deutschland sehr unterschiedlich aus. Ein hohes geothermisches Potenzial ergibt sich, wenn ein hohes geologisches Potenzial mit einer hohen Wärmebedarfsdichte zusammentrifft. In einer modernen geothermischen Potenzialabschätzung sollte daher nicht nur das geologisch-technische, sondern auch das sozioökonomische Potenzial analysiert werden. Die Nutzung dieser Potenziale durch den Ausbau der Geothermie hat eine größer werdende Anlagendichte zur Folge; in einer Nachhaltigkeitsbetrachtung sollten daher Wechselwirkungen von Anlagen mit dem geologischen Untergrund und mit Nachbarfeldern beachtet werden. Das Erdwärmepotenzial ist in Deutschland jedoch noch kaum erschlossen. Der Markthochlauf wird behindert durch regulatorische Vorschriften, erhebliche Engpässe in der Ausbildung von Fachkräften, aber auch in der öffentlichen Verwaltung. Der Markzugang für europäische Firmen ist zudem nicht einfach. Inga Moeck (Professorin für Angewandte Geothermik, Fakultät Geowissenschaften und LIAG) und Kilian Bizer (Professor für Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung) stellen die Potenziale tiefer, mitteltiefer und oberflächennaher Geothermie dar, zeigen das „geothermal play“ zwischen geologischem Potenzial und ökonomischem Bedarf und diskutieren Möglichkeiten, die Wärmewende mit Geothermie zu beschleunigen, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

07.07. Prof. Dr. Eckart Bueren, Juristische Fakultät
Prof. Dr. Michael Wolff, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Perspektive

Angesichts ihrer gesellschaftlichen und ökologischen Bedeutung spielen Unternehmen eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung gesellschaftlicher Nachhaltigkeitsziele. Die unternehmerischen Aktivitäten zur Etablierung einer größeren Nachhaltigkeit hängen dabei sowohl von den durch Gesetze bzw. Verordnungen definierten Rahmenbedingungen als auch von der individuellen betrieblichen Umsetzung ab. Am Beispiel der Rechtssetzung insb. in den Bereichen Sustainable Finance sowie Lieferkettensorgfalt und der Implementierung von Nachhaltigkeitszielen in der Vorstandsvergütung zeigen Prof. Dr. Eckart Bueren (Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Kartellrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Rechtsvergleichung an der Juristischen Fakultät) und Prof. Dr. Michael Wolff (Inhaber der Professur für Management & Controlling an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät) die Bedeutung juristischer und betriebswirtschaftlicher Aspekte bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Unternehmensführung und den damit verbundenen Herausforderungen.

14.07. Dr. Simone Pfeiffer, Campus-Zentrum für Biodiversität und Nachhaltige Landnutzung Get ready for the exam: Gemeinsames Resümee und Prüfungsvorbereitung

Die Prüfung findet am 01. August im Zeitraum 14:00 bis 17:00 Uhr im E-Prüfungsraum MZG 1.116 im Blauen Turm statt.





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