Kunstwerk des Monats Januar

05. Januar 2025
Johann Jacob Walther - Die Vorzeichnungen zu den verlorenen Deckengemälden der Idsteiner Gartengrotte
Vorgestellt von Dr. Anne-Katrin Sors


KDM Januar 25


Nach der Niederlage der schwedischen Armee gegen die kaiserlichen Truppen bei Nördlingen im Jahre 1634 mußte der protestantische Graf Johannes von Nassau (1603-1677) sein Herrschaftsgebiet verlassen und sich nach Straßburg ins Exil begeben. Erst zwölf Jahr später konnte er in seine etwa 15 Kilometer nördlich von Wiesbaden im Taunus gelegene Residenz Idstein zurückkehren. Sofort nach seiner Heimkehr begann er, sein Schloß zu erweitern. Besonderes Augenmerk legte Graf Johannes auf den Schloßgarten, den er mit seltenen und kostbaren Pflanzen schmückte.
An der Südseite des Gartens lag ein im Jahre 1566 errichtetes achteckiges Gartenhaus, das der Graf 1651/52 in eine Grotte verwandeln ließ, indem die Wände mit Muscheln, Korallen und farbigen Steinen besetzt wurden. Solche Kunstgrotten als Nachahmungen natürlicher Felshöhlen waren seit der Renaissance ein populäres Zierelement der Gartenkunst. Das achtteilige Gewölbe der Grotte wurde 1653 mit rund vier Meter hohen Gemälden des Idsteiner Hofmalers Johann Jacob Walther geschmückt. Garten und Grotte in Idstein sind nicht mehr vorhanden, weil im frühen 18. Jahrhundert die Residenz der nassauischen Grafen von Idstein nach Usingen verlegt wurde. So wurde 1737 die Balustrade um den Idsteiner Garten abgebaut und für den dortigen Schloßgarten verwendet. Die Grotte wurde vor 1766 zerstört; auf einer Darstellung des Idsteiner Schlosses aus diesem Jahr ist sie nicht mehr vorhanden.
Die Innenansicht der Grotte ist durch drei Zeichnungen Walthers überliefert, die heute in Paris und London aufbewahrt werden. Das Gewölbefeld über der Tür zeigte die Wappen des Grafen Balthasar, der das Gartenhaus- die spätere Grotte- errichten ließ, sowie das Allianzwappen von Graf Johannes und seiner zweiten Ehefrau Anna von Leiningen-Dachsburg. Die anderen sieben Gewölbefelder waren mit antiken Gottheiten, die die Wochentage versinnbildlichen, Planeten- sowie Tierkreiszeichen geschmückt. Darunter waren Städte und Burgen aus den Besitzungen des Grafen zu sehen. So stellte sich die kleine Grafschaft dar als eingebunden in den antiken Götterhimmel und den Lauf der Welt.
Die Göttinger Kunstsammlung bewahrt vier Blätter, auf deren Vorder- und Rückseiten je ein dreieckig geschnittenes Stück Papier geklebt ist, dessen Form annähernd den sich nach oben verjüngenden Gewölbefeldern entspricht und auf das Walther Entwürfe für die acht Gewölbefelder zeichnete.

Anne-Katrin Sors