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Presseinformation: Wissenschaftsstandort Göttingen erhält weitere Alexander von Humboldt-Professur

Nr. 95 - 05.06.2025

Spitzenforscher Prof. Dr. Reinhard Maurer für Campus-Institut Data Science nominiert

 

(pug/MPI-NAT) Die Universität Göttingen und das Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften (MPI-NAT) waren beim Wettbewerb um den höchstdotierten deutschen Forschungspreis erfolgreich: Der von der Hochschule und dem Göttinger MPI nominierte Chemiker Prof. Dr. Reinhard Maurer ist mit einer Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet worden. Die aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt finanzierte Professur ist mit fünf Millionen Euro über fünf Jahre dotiert. Damit können die beteiligten Forschungseinrichtungen einem international renommierten Wissenschaftler ein attraktives Berufungsangebot machen. Die Alexander von Humboldt-Professur soll an der Fakultät für Chemie der Universität Göttingen angesiedelt werden. 

 

Maurer gilt als Pionier der Anwendung von Methoden des Maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz in der theoretischen Chemie. Die von ihm entwickelten Ansätze sind wichtig für die computergestützte Materialforschung und lassen sich auch auf andere Fachgebiete übertragen. Von seiner wissenschaftlichen Arbeit sollen die deutsche Forschungslandschaft wie die Chemieindustrie gleichermaßen profitieren. International hervorragend vernetzt soll er in Göttingen eine Aufgabe mit hohem Zukunftspotenzial übernehmen und den Standort in die weltweite Spitzengruppe bringen: Am Campus-Institut Data Science (CIDAS), einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der Universität Göttingen und zugleich Knotenpunkt für die fakultätsübergreifende Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Datenwissenschaft, soll er eine global sichtbare Plattform für „Scientific AI and Predictive Modelling“ aufbauen und Expertinnen und Experten von der Theoretischen Chemie bis zur Bioinformatik zusammenführen.

 

Maurers Forschung konzentriert sich auf die Theorie und Simulation von molekularen Reaktionen auf Oberflächen und in Materialien. Die Anwendung von Maschinellem Lernen und KI ist auch auf diesem Gebiet, in der Chemie und den computergestützten Materialwissenschaften, zukunftsweisend. Maurers Team ist es gelungen, einen komplett neuen, wegweisenden Ansatz zu etablieren, der Deep Learning zur Vorhersage von Ergebnissen von Experimenten oder Simulationen nutzt. Mit dem von ihm entwickelten Algorithmus können unter anderem Molekülstrukturen berechnet werden, die für bestimmte gewünschte chemische Eigenschaften nötig sind. Er erlaubt so ein inverses Design, was besonders für die Materialforschung oder Medikamentenentwicklung von Bedeutung ist. Die Methode lässt sich aber auch auf eine Vielzahl von anderen Problemen in der Chemie, Physik oder Biologie anwenden.

 

„Wir freuen uns sehr über die erfolgreiche Nominierung von Reinhard Maurer. Dadurch können wir gemeinsam mit unseren außeruniversitären Partnern die Spitzenforschung am Wissenschaftsstandort Göttingen weiter ausbauen“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Axel Schölmerich. Die Geschäftsführende Direktorin des MPI-NAT, Prof. Dr. Melina Schuh, betont die hervorragenden Möglichkeiten für enge Kooperationen am Göttingen Campus, die sich aus der gemeinsamen Berufung ergeben. „Von Maurers Arbeit können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Disziplinen profitieren. Seine Nominierung hat Strahlkraft weit über den Forschungsstandort Göttingen hinaus.“

 

Der aus Österreich stammende Maurer wurde 2014 an der TU München promoviert und wechselte dann als Postdoc an die US-amerikanische Yale University. Im Jahr 2017 ging er als Assistant Professor an die University of Warwick in England, wo er 2020 Associate und 2022 Full Professor wurde. Seit 2022 hat er dort eine Doppel-Professur für rechnergestützte Oberflächenchemie und Grenzflächenphysik inne. Zu seinen Auszeichnungen zählen unter anderem ein Future Leaders Fellowship von UK Research and Innovation (2019), ein ERC Starting Grant (2022) und der Faraday early career prize: Marlow Prize der Royal Society of Chemistry (2024).